Liebe Kantorei,
für alle, die noch mehr Lust haben, zu Hause schöne Musik zu singen und zu lernen, werde ich hier nach und nach das Stabat Mater von Rheinberger für euch aufbereiten. Es ist ein ganz wunderbar schönes Stück für Chor mit Orgelbegleitung – oder, wenn vorhanden, Streichorchester, dauert ca. 14 Minuten und ist sehr innig musikalisch. Aber hört selbst:
Dieses schöne Stück möchte ich gerne mit euch musizieren. Hier ist eine Download-Möglichkeit für die Noten:
(Das Herunterladen geht so: mit der Maus, linker Knopf, auf „Herunterladen“ klicken und dann die Datei auf dem Computer suchen. Meistens ist sie in dem Ordner „Download“.)
Alternativ, für Menschen, die sich lieber die Noten schon ausgedruckt abholen möchten, liegen wieder ein paar Exemplare im Briefkasten, Gartenstr. 20, für euch bereit.
Worum geht es in dem Text vom Stabat Mater? Das Stabat mater hat seinen Namen nach dem nach dem Gedichtanfang Stabat mater dolorosa. Das ist ein mittelalterliches Gedicht, vermutlich aus dem 13. Jahrhundert über die Mutter Jesu in ihrem Schmerz um den gekreuzigten Jesus. Es ist also eine typische Karfreitagsmusik und der Text ist bei den Katholiken weiter verbreitet, als bei den Protestanten.
Der Text und eine Übersetzung
Die gereimte Übertragung stammt von Heinrich Bone aus dem Jahr 1847.
Takt 1
Stabat mater dolorosa
Iuxta crucem lacrimosa,
Dum pendebat filius;
Cuius animam gementem,
Contristantem et dolentem
Pertransivit gladius.
Christi Mutter stand mit Schmerzen
bei dem Kreuz und weint von Herzen,
als ihr lieber Sohn da hing.
Durch die Seele voller Trauer,
schneidend unter Todesschauer,
jetzt das Schwert des Leidens ging.
Takt 45
Quis est homo, qui non fleret,
Matrem Christi si videret
In tanto supplicio?
Ist ein Mensch auf aller Erden,
der nicht muss erweichet werden,
wenn er Christi Mutter denkt,
Quis non posset contristari,
Piam matrem contemplari
Dolentem cum filio?
wie sie, ganz von Weh zerschlagen,
bleich da steht, ohn alles Klagen,
nur ins Leid des Sohns versenkt?
Pro peccatis suae gentis
Iesum vidit in tormentis
Et flagellis subditum.
Ach, für seiner Brüder Schulden
sah sie ihn die Marter dulden,
Geißeln, Dornen, Spott und Hohn;
Vidit suum dulcem natum
Morientem, desolatum,
Cum emisit spiritum.
sah ihn trostlos und verlassen
an dem blutgen Kreuz erblassen,
ihren lieben einzgen Sohn.
Takt 81
Eia, mater, fons amoris,
Me sentire vim doloris
Fac, ut tecum lugeam.
O du Mutter, Brunn der Liebe,
mich erfüll mit gleichem Triebe,
dass ich fühl die Schmerzen dein;
Fac, ut ardeat cor meum
In amando Christum Deum,
Ut sibi complaceam.
dass mein Herz, im Leid entzündet,
sich mit deiner Lieb verbindet,
um zu lieben Gott allein.
Sancta mater, illud agas,
Crucifixi fige plagas
Cordi meo valide.
Drücke deines Sohnes Wunden,
so wie du sie selbst empfunden,
heilge Mutter, in mein Herz!
Tui nati vulnerati,
Iam dignati pro me pati,
Poenas mecum divide.
Dass ich weiß, was ich verschuldet,
was dein Sohn für mich erduldet,
gib mir Teil an seinem Schmerz!
Takt 135
Virgo virginum praeclara,
Mihi iam non sis amara,
Fac me tecum plangere.
O du Jungfrau der Jungfrauen,
woll auf mich in Liebe schauen,
dass ich teile deinen Schmerz,
Fac, ut portem Christi mortem,
Passionis eius sortem
Et plagas recolere.
dass ich Christi Tod und Leiden,
Marter, Angst und bittres Scheiden
fühle wie dein Mutterherz!
Fac me plagis vulnerari,
Cruce hac inebriari
Ob amorem filii.
Alle Wunden, ihm geschlagen,
Schmach und Kreuz mit ihm zu tragen,
das sei fortan mein Gewinn!
Inflammatus et accensus,
Per te, virgo, sim defensus
In die iudicii.
Dass mein Herz, von Lieb entzündet,
Gnade im Gerichte findet,
sei du meine Schützerin!
Fac me cruce custodiri,
Morte Christi praemuniri,
Confoveri gratia.
Mach, dass mich sein Kreuz bewache,
dass sein Tod selig mache,
mich erwärm sein Gnadenlicht,
Takt 180
Quando corpus morietur,
Fac ut anima donetur
Paradisi gloriae.
dass die Seel sich mög erheben
frei zu Gott in ewgem Leben,
wann mein sterbend Auge bricht!
Das klingt sehr intensiv, geradezu düster. Wir dürfen uns natürlich alle mit Marias Trauer identifizieren. Zum Üben darf man sich aber auch freuen, dass es auf Lateinisch ist und viele deswegen nicht ständig an den Text denken. Es bleibt ein herrlicher Musikgenuss!!!
Ein toller Musiziertipp kam noch von Doro: Wenn man die eigene Stimme sicher kann, kann man sie ja auch zum Teachme einer anderen Stimme dazu singen und so sein eigenes Sopran-Alt-Duett erleben. Das finde ich eine sehr gute Idee. Am Ende der Teachmes für den Alt finden sich eine Aufnahme Klavier + Alt an einem Stück.
Die ersten vier Teile sind weitestgehend homophon (alle singen den gleichen Rhythmus und den gleichen Text). Der letzte Teil ab Takt 180 ist polyphon: Jede Stimme hat ihre eigene musikalische Gestalt. Die Königsdisziplin polyphoner Musik ist die Fuge. Da setzen die Stimmen nacheinander ein wie in einem Kanon, aber nicht auf gleicher Tonhöhe, sondern Alt und Bass meistens eine Quarte tiefer als Sopran und Tenor. Das ist kompositorisch etwas kompliziert und ist deswegen als besondere Verherrlichung Gottes und aufregenden Schlusseffekt ans Ende eines Stückes gesetzt.
Teachmes
Um es für euch möglichst übersichtlich zu gestalten, sortiere ich jetzt die Teachmes nach Stimme.
Sopran
Alt
Tenor
Bass
Lasst euch im Tenor und Bass nicht von der Ansage „Klavierbegleitung“ irritieren, danach kommen noch Tenor bzw. Bass. Und wenn ihr eure Stimme könnt, singt es gerne mal oben mit der YouTube-Aufnahme, die ganz oben schon eingefügt ist. Das macht besonders viel Spaß!
Klavier
Viele Grüße, Gudrun
ganz schön😊