Kantorei

Kantorei – Über Dvorak (24.4.2020)

Liebe Kantorei,

in den letzten Tagen habe ich eine Biographie mit Klangbeispielen über Dvorak gehört und sehr davon profitiert. Jetzt habe ich etwas Schönes aus Youtube für euch gefunden. Früher gab es ja so nette Hörspiele über Komponisten. Und jemand hat so eine Produktion über Dvorak bei Youtube eingestellt. Wenn ihr hier auf Play drückt, müssten in Reihenfolge die 25 Folgen ablaufen und euch mit Klangbeispielen durchsetzt, Dvoraks Leben und Musik näherbringen. Das ist doch was, oder?

Und dann bin ich noch über dieses Video gestolpert und finde es auch teilenswert: ein sehr gut gemachter Youtube-Beitrag (5 Minuten) über Dvoraks 9. Sinfonie „Aus der neuen Welt“ und wo die Musik überall in Filmmusik vorkommt.

Antonín Leopold Dvořák wurde am 8. September 1841 in Nelahozeves (Mühlhausen), einem kleinen Ort in Böhmen geboren. Sein Vater betrieb eine Gaststätte und eine Metzgerei. Die Familie machte viel Musik. Antonin spielte schon mit acht Jahren zusammen mit seinem Vater in der Kapelle des Ortes, zwei Onkel waren Berufsmusiker (Violine und Trompete). Antonin war das erste von neun Kindern.

Antonin lernte mit sechs Jahren beim Dorfschullehrer Geige. 1853 zog er nach Zlonice (Slonitz), um Deutsch zu lernen und nahm dort beim Kantor Anton Liehmann Klavier- und Orgelunterricht und spielte auch gelegentlich Orgelvertretungen.

Mit 15 ging Antonin nach Česká Kamenice (Böhmisch-Kamnitz), verbesserte dort seine Deutschkenntnisse und sein Orgelspiel. „Ab Oktober 1857 besuchte er zwei Jahre lang die Orgelschule, daneben die deutsche Fortbildungsschule des Franziskanerklosters zu Maria Schnee, und trat gleichzeitig als Bratschist in das zweimal jährlich auftretende Orchester des Cäcilienvereins unter Leitung von Anton Apt ein. 1859 absolvierte er als Zweitbester die Orgelschule.“ (Wikipedia)

Dvorak bemühte sich vergeblich um eine Organistenstelle, spielte dann für 11 Jahre Bratsche im privaten Orchester von Karl Komzák, einem Kaffeehausorchester, das später ein Teil des Opernorchesters wurde. In dieser Zeit entwickelte er im Selbststudium seinen Kompositionsstil, indem er insbesondere die Musik von Mozart, Mendelssohn, Schumann und Wagner studierte. Er komponierte viel für Streichquartett, hat aber etliche dieser Kompositionen vernichtet.

„Ab 1865 erteilte Dvořák neben seiner Arbeit am Theater Klavierunterricht. Zu seinen Schülerinnen gehörten die Schwestern Josefina und Anna Čermáková. In die sechzehnjährige Josefina verliebte er sich unglücklich, die zu der Zeit elfjährige Anna heiratete er acht Jahre später, am 17. November 1873.“ (Wikipedia) Das Paar hatte sechs Kinder, die das Kleinkindalter überlebt haben.

Anfang der 1870er Jahre kündigte Dvorak seine Stelle beim Orchester, um mehr Zeit zum Komponieren zu haben. Mit dem patriotischen Hymnus Die Erben des Weißen Berges für Chor und Orchester gelang ihm der Durchbruch als Komponist.

1874 „begann Dvořák an einer privaten Musikschule zu unterrichten und trat im Februar eine Organistenstelle an, die er bis Februar 1877 behielt.“ (Wikipedia) 1877 erhielt Dvorak ein staatliches Stipendium und konnte beim renommierten Verleger Fritz Simrock seine Klänge aus Mähren, eine Sammlung von Duetten, verlegen. Dies verschaffte ihm den endgültigen Durchbruch zur Bekanntheit.

Nun folgte eine Zeit der Auslandsreisen, ab 1884 mehrere Reisen nach London, 1889 nach Russland und 1892 nach New York. Dvorak erhielt Ehrendoktortitel der Prager Karlsuniversität, der tschechischen Universität in Prag und der University of Cambridge. 1890 trat er eine Stelle als Professor am Prager Konservatorium an. „1891 wurde ihm vom Kaiser in Wien der Orden der Eisernen Krone der III. Klasse verliehen“ (Wikipedia).

Als Gegenpol zu den Reisen erwarb Dvořák nach der ersten Londonreise eine „Sommerresidenz in Vysoká bei Příbram, wo er fernab der Stadt seiner Liebe zur Natur entsprechend leben konnte.“ (Wikipedia)

Dvoraks Reisen in die USA 1892 – 1895 waren finanziell lukrativ. Dvorak wurde Direktor des National Conservatory of Musik in New York. Als Kompositionslehrer sollte er einen neuen, amerikanischen Musikstil entwickeln. Dvorak studierte Spirituals und die Musik der Indianer und komponierte die 9. Sinfonie „Aus der Neuen Welt“, die ein großer Erfolg wurde – trotzdem ist sie der europäischen Tradition verhaftet, mit ein paar netten amerikanischen Gadgets wie „Pentatonik, einem erniedrigten Leitton, dem Scotch snap und der Synkopierung“ (Wikipedia).

Nach seiner Rückkehr verbrachte Dvořák den Sommer in seinem Landhaus, schlug eine Stelle am Konservatorium in Wien aus, komponierte und unterrichtete ab November wieder am Konservatorium in Prag.

Dvorak starb am 1. Mai 1904 im Alter von 63 Jahren im Kreise seiner Familie an einem Schlaganfall.

Dvorak war ein Kind vom Lande, hat kein Studium absolviert, sondern sich als Komponist im Wesentlichen autodidaktisch entwickelt. Er liebte die Natur und Vögel, insbesondere Tauben, sowie Vogelgezwitscher und ging gerne in den frühen Morgenstunden im Wald spazieren. Er war ein Fan der Eisenbahn und trotz seiner weiten und ausgedehnten Reisen sehr seiner ländlichen Heimat verbunden.

Er bewunderte Mozart und war sehr gut mit Brahms und Tschaikowsky befreundet. In den großen kompositorischen Ströhmungen seiner Zeit entschied er sich nach einer Phase des Ausprobierens für den klassizistischen Stil (also eher Brahms als Wagner), komponierte lange Jahre hauptsächlich absolute Musik (Musik, die für sich steht), ab 1896 aber hauptsächlich Programmmusik.

Programmmusik ist Musik, die durch ein außermusikalisches „Programm“ erklärbar, erfahrbar und relevant wird, wie z. B. Sinfonische Dichtungen. Die seit Jahrzehnten relevanteste Form der Programmmusik ist die Filmmusik. Gemeint damit sind nicht die Hauptthemen, sondern die Hintergrundmusik, die ohne die dazugehörigen Bilder emotional oft nicht verständlich ist. Damals war die „Sinfonische Dichtung“ in Mode. Sehr bekannt ist z. B. Smetanas „Moldau“, die vielleicht bekannteste Sinfonische Dichtung überhaupt.

Dem klassischen Klavierrepertoire schenkte er zwei Sammlungen an vierhändigen slawischen Tänzen – nicht zu verwechseln mit den berühmten ungarischen Tänzen von Brahms – die er auch für Sinfonieorchester arrangiert hat. Hier hört man die unglaubliche Energie, Leidenschaft und Kraft einerseits, die volkstümlichen Melodien andererseits, die Dvoraks Musik innewohnen und ihn zu einem der großen Komponisten macht.

So, wer das alles angesehen, angehört und gelesen hat, hat sicher viele ihm/ihr bekannte Melodien wiedererkannt. Leider gibt es von Dvorak keine Orginalkompositionen für Orgel außer acht Stücken aus seiner Abschlussarbeit nach dem Orgelstudium als 18jähriger.

Ich hoffe, dieser Beitrag hat euch Freude gemacht. Und es ist doch krass, wie viel von seiner Musik man kennt!

Viele Grüße, Gudrun

P.S.: Hier noch etwas sehr sehr Schönes und Witziges: Bachs Kaffeekantate in einer szenischen Umsetzung. Zum Brüllen komisch! Viel Spaß damit!

„Im Gegensatz zu den meisten anderen weltlichen Kantaten Bachs ist dieses Werk keine Huldigung an die Obrigkeit, sondern skizziert humorvoll-ironisch eine Szene aus dem bürgerlichen Leben der Leipziger: Herr Schlendrian (Bass) versucht mit wütenden Drohungen seiner Tochter Liesgen (Sopran) die Unsitte des täglichen Kaffeetrinkens abzugewöhnen. Erst als er ihr die Erlaubnis zur Heirat in Aussicht stellt, lenkt die eigenwillige Tochter zunächst in der Arie „Heute noch, lieber Vater tut es doch“ ein, lässt aber im anschließenden Rezitativ des Erzählers heimlich verbreiten, dass sie nur einen Mann akzeptiert, der ihr auch in der Ehe jederzeit das Kaffeetrinken gestattet. Mit einem ironisch-versöhnlichen Trio der drei Gesangssolisten „Die Katze lässt das Mausen nicht“ endet die Kantate.“ (Wikipedia)

1 Kommentar zu “Kantorei – Über Dvorak (24.4.2020)

  1. Anonymous

    sehr anschaulich, das Hörspiel über Dvorak. Schön!
    Sabine

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