Kantorei

Kantorei – Über Dvoraks Messe in D (19.4.20)

Liebe Kantorei,

im Klavierauszug der Messe steht etwas über die Entstehungsgeschichte der Messe in D. Diese Informationen möchte ich euch hier gerne zu Verfügung stellen. Der Text stammt von Jarmil Burghauser. Ich fasse ihn z.T. zusammen, wörtliche Zitate stehen in Anführungszeichen.

Die Komposition der Messe in D (1887) ist ein Auftragswerk „für die feierliche Einweihung der neuen Kapelle bei Hlavka’s Schloss (siehe Beitragsfoto) in Luzany“, einer kleinen Barockkirche mit volkstümlicher Ausschmückung in einer „lächelnden gemütlichen Landschaft mit Hügeln und Wäldchen“. Dvorak ist zu diesem Zeitpunkt bereits ein bekannter und erfahrener Komponist. Er hat mindestens zwei Messen komponiert und wieder verworfen, aber auch schon Bleibendes geschaffen: sein berühmtes Stabat mater (1867-1877), Psalm 149 (1879), das „monumentale Oratorium Heilige Ludmilla“ (1885-1886) und einige kleinere Vokalwerke.

Dvorak scheint, während er die Messe komponiert hat, eine gute Zeit gehabt zu haben. Er schreibt selbst in einem Brief:

„Um die ganze Welt kümmere ich mich nicht – ich arbeite fleißig an einer neuen Messe und freue mich an Gottes Natur.“ Dass er mit dem Resultat zufrieden war, lässt er in einem anderen Brief durchklingen: „Ich habe die Ehre, Ihnen mitzuteilen, dass ich die Arbeit glücklich vollendet habe und dass ich mich aufrichtig über sie freue. Ich denke, dass dies ein Werk ist, das seinem Zweck vollkommen entsprechen wird. Es könnte heißen: Glauben, Hoffnung und Liebe zum allerhöchsten Gott, und Dank für das so seltene Geschenk, dass es mir vergönnt war, dieses Werk zum Lob des Allerhöchsten und zu Ehren unserer Kunst glücklich zu vollenden. […] Diesmal habe ich aber nur mit bescheidenen Hilfsmitteln geschrieben und traue mich doch zu sagen, dass mir die Arbeit gelungen ist.“

Mit den „bescheidenen Hilfsmitteln“ ist die Konzeption für Chor und Orgel gemeint, dazu mäßige Verwendung von Soli und alles nicht so wahnsinnig schwer. Das passt gut zum Anlass der Entstehung: Dvorak erfasst das Flair ländlichen Umgebung der Kirche, zu dessen Einweihung er das Stück komponiert hat.

Der Einweihungsgottesdienst, und damit auch die Uraufführung der Messe in D, fand am 11. September 1887 statt. Dvorak dirigierte selbst! Für eine Aufführung im Konzert am 14. April 1888 richtete jemand mit dem Okay von Dvorak (und evtl. auch seiner Mitwirkung) ein Begleitarrangement für „zwei Harmonia [mehrere Bläser], zwei Kontrabässe und Violoncello“ ein, die aber verschollen ist.

Für die Orgel-Fassung gab es kein Interesse seitens der Verleger. Novello hat das Werk schließlich unter der Bedingung verlegt, dass Dvorak den Orgelpart in eine orchestrale Form umarbeitet. Die Orgelfassung wurde zum ersten Mal 1963 verlegt, damals aber in einer Bearbeitung. Die Ausgabe, nach der wir musizieren, ist nach Dvoraks Orginalkomposition editiert, also das „Orginal“.

Das Beitragsfoto zeigt das Schloss, zu dem eine Kapelle neu gebaut wurde. Hier die Quellenangabe: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Zamek_Luzany_pohled_z_parku.JPG

Viele Grüße, Gudrun

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